Stress lass nach

Unternehmerische und individuelle Wege zur Stressreduktion

Neun von zehn Arbeitnehmer:innen geben an, dass sich Stress am Arbeitsplatz negativ auf ihr Wohlbefinden und ihre mentale Gesundheit auswirken würde. Gleichzeitig können drei von fünf Arbeitnehmer:innen nicht auf Unterstützung von ihren Vorgesetzten zählen, wenn es um die Bewältigung von Stress geht. Und das, obwohl dauerhafter Stress über kurz oder lang zu körperlichen Erkrankungen führt und am Ende einer Spirale aus jahrelangem Stress ins Burn-out. 

Diese Statistik macht eines sehr deutlich: Der Stressfaktor Nummer eins ist Arbeit, egal ob es nun um die Arbeitslast, die fehlende Sicherheit des Arbeitsplatzes oder eine mangelnde Work-Life-Balance geht.

Und: der Stress hat laut The American Insitute of Stress, das seit 1998 regelmäßig Studien zum Thema durchführt, in den letzten Jahrzehnten nachweislich zugenommen. Der Fakt, dass uns Stress krank macht, ist weithin bekannt; so bekannt, dass in New York, Los Angeles und anderen US-Städten Polizeibeamte, die am Arbeitsplatz oder außerhalb des Dienstes einen Herzinfarkt erleiden, entschädigt werden, weil Herzinfarkte als durch Stress ausgelöste arbeitsbedingte Schäden gelten.

Aber wäre es nicht sinnvoller, stressauslösende Arbeitsbedingungen so weit als möglich zu minimieren, damit nicht länger 40% der Arbeitnehmer:innen ihren Job als extrem stressig erleben? 

Laut einer Studie des American Institute of Stress kostet Stress am Arbeitsplatz jährlich 300 Milliarden Dollar an Produktivitätsverlusten. Spätestens an diesem Punkt sollten Leader verstehen, warum es so wichtig ist, sich mit dieser Thematik zu befassen und entsprechende Schritte setzen.

Worauf ist Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen?

Es sollte eine selbstverständliche Aufgabe jedes Unternehmens sein, sich mit stressauslösenden Faktoren im Unternehmen auseinanderzusetzen und entsprechende Schritte zu setzen, um diese – wo geht – auszumerzen. Finden Sie mithilfe eines Risikomanagementkonzepts heraus, welche Stressauslöser sich, wo in Ihrer Unternehmenskultur befinden und welche Ursachen sie haben.

Darauf sollten Sie insbesondere schauen

Ursachen für arbeitsbedingten Stress

Einige der Faktoren, die häufig zu arbeitsbedingtem Stress führen, sind:

  • Lange Arbeitszeiten
  • Hohe Arbeitsbelastung
  • Veränderungen innerhalb der Organisation
  • Knappe Fristen
  • Änderungen der Aufgaben
  • Unsichere Arbeitsplätze
  • Mangel an Autonomie
  • Langweilige Arbeit
  • Unzureichende Fähigkeiten für die Arbeit
  • Übermäßige Beaufsichtigung
  • Unzureichendes Arbeitsumfeld
  • Mangel an geeigneten Ressourcen
  • Mangel an Ausrüstung
  • Wenig Aufstiegsmöglichkeiten
  • Belästigung
  • Diskriminierung
  • Schlechte Beziehungen zu Kollegen oder Vorgesetzten
  • Krisensituationen 

10 Schritte zu einer stressfrei(er)en Arbeitswelt

1 Work-Life Balance 

Nonstop zu arbeiten, zermürbt und erschöpft Mitarbeiter:innen. Sie brauchen Ruhephasen, um sich auszuruhen und neue Energien zu tanken. Gestalten Sie die Arbeitsplätze Ihrer Belegschaft so, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Leben möglich gemacht wird.

2 Flexible Arbeitsmodelle 

Geben Sie Ihren Mitarbeiter:innen mehr Selbstbestimmung über ihre Arbeitszeiten und erlauben Sie ihnen bei Bedarf auch von zu Hause aus zu arbeiten, wenn sie dies möchten.

3 Klare Strukturen und Rollenverteilung

Mitarbeiter:innen fühlen sich gestresst, wenn sie sich über ihre Aufgaben und Zuständigkeiten nicht im Klaren sind. Schaffen Sie daher eine klare Führungsstruktur, in der alle Beteiligten wissen, wem sie unterstellt sind und wer wofür zuständig ist. Dies wird die Arbeitseffizienz verbessern und zu einem entspannteren Umfeld beitragen. 

4 Kommunikation

Kommunikation spielt eine immens wichtige Rolle in jedem Unternehmen. Wenn Mitarbeiter:innen in der Lage sind, reibungslos mit ihren Kollegen und Vorgesetzten zu kommunizieren, verringert dies Stress erheblich. Stellen Sie sicher, dass alle Kommunikationskanäle innerhalb des Unternehmens ordnungsgemäß funktionieren. Dadurch wird sichergestellt, dass Personen auf anderen Ebenen die richtigen Informationen erhalten.

5 Anerkennung und Engagement

Binden Sie Ihre Mitarbeiter:innen ein. Ein hohes Engagement der Belegschaft führt zu höherer Produktivität und Zufriedenheit. Engagierte Mitarbeiter:innen setzen sich für die Ziele und Werte des Unternehmens ein, und sind auch motiviert, zum Erfolg des Unternehmens beizutragen. Darüber hinaus brauchen Mitarbeiter:innen brauchen Wachstumschancen. Gibt es diese nicht, leiden Arbeitsmoral und Leistung darunter und Stress steigt an. Schaffen sie daher Anerkennungs- und Belohnungsprogramme.  

6 Wellness

Es ist weithin bekannt: Bewegung und ein gesunder Lebensstil sind wichtig, um Stress am Arbeitsplatz abzubauen. Führen Sie betriebliche Wellness-Programme für Ihre Mitarbeiter ein, bspw. in Form von bezahlten Mitgliedschaften in Fitness- und Meditationszentren, gesundem Essen in der Kantine oder kostenlosen Check-Ups.

7 Vermeidung und Deeskalation von Konflikten

Konflikte sind unvermeidlich und gehören zu unserem Arbeitsleben dazu. Gründe für Konflikte können unter anderem Beförderungsmöglichkeiten, Gehaltsstreitigkeiten, das Gefühl mangelnder Wertschätzung und persönliche Differenzen sein. Auch wenn Konflikte nicht gänzlich vermieden werden können, kann man ihnen entgegenwirken und sie abmildern, in dem Sie Konflikte schnellstmöglich angegangen und nicht liegengelassen werden. Das Ignorieren von Konflikten macht sie nur größer. Vermeiden Sie aber auch strafende Reaktionen. Lösen Sie Konflikte und Probleme immer positiv und ohne negative Verstärkung.

8 Ruhe

Lärm ist einer der Hauptauslöser für Stress am Arbeitsplatz. Ein hoher Lärmpegel erhöht Stress dramatisch. Sorgen Sie daher für eine ruhige Umgebung, und treffen Sie Vorkehrungen, um den Lärm so gering wie möglich zu halten. Das können beispielsweise Kopfhörer mit Noise-Cancelling, isolierte Wände und Decken oder schalldämpfende Trennwände zwischen Arbeitsplätzen sein. 

9 Kooperation und Unterstützung

Ein Arbeitsumfeld, in dem es keine Unterstützung gibt, führt zu Stress und schlechter Gesundheit. Stellen Sie sicher, dass Mitarbeiter:innen von ihren Vorgesetzten oder Kolleg:innen angemessen unterstützt werden und fördern Sie eine Kultur der Zusammenarbeit und des Respekts.

10 Unternehmenskultur

Schaffen Sie eine Unternehmenskultur, in der es allen möglich sein sollte, seine Meinung gegenüber jedermann:frau zu äußern, und dies auch willkommen ist. Es braucht eine Umgebung, in der alle Fragen gestellt werden dürfen und diese auch beantwortet werden. 

Und was kann jede:r einzelne:r tun? 

Neben den obengenannten Maßnahmen zur Reduktion von Stress am Arbeitsplatz durch Unternehmen selbst, kann natürlich auch jede:r einzelne:r Schritte setzen, um besser mit Stress zurecht zu kommen. 

Konkrete Schritte zur Stressreduktion auf 3 Ebenen

Körperebene

  • Schlafen Sie ausreichend
  • Bewegen Sie sich
  • Ernähren Sie sich gesund
  • Hören Sie beruhigende Musik
  • Entspannen Sie Ihre Muskeln
  • Atmen Sie richtig

Die Ebene des Geistes

  • Beobachten Sie sich selbst und erkennen Sie, was in Ihnen Stress auslöst
  • Schaffen Sie sich To-Do-Listen und arbeiten Sie diese sukzessive ab
  • Brechen Sie große Aufgaben in kleinere, leichter bewältigbare Teilaufgaben auf
  • Priorisieren Sie. „Stress ist die Unfähigkeit zu entscheiden, was wirklich wichtig ist“ 
  • Schaffen Sie sich gesunde Rituale
  • Holen Sie sich Hilfe

Die Ebene der Seele

  • Sagen Sie öfter Nein
  • Machen Sie Pause von Social Media
  • Akzeptieren Sie Stress als natürlichen Faktor des Lebens
  • Führen Sie positive Selbstgespräche 
  • Machen Sie bewusst Pausen
  • Praktizieren Sie Meditation und Achtsamkeit

Stress wird sich – auch wenn wir uns an alle gut gemeinten Ratschläge halten und diese umsetzen – nicht gänzlich vermeiden lassen. Umso wichtiger ist es, Stress als Teil unseres Lebens anzuerkennen. Vergessen Sie dabei jedoch eines nicht:

Quellen:

https://www.stress.org
Mind the Workplace Report, 2021
https://www.betterhealth.vic.gov.au/health/healthyliving/work-related-stress#what-are-the-main-work-related-stressors