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Frauen im Kampf gegen den Stereotype Threat

Die Evolution von Frauen in männerdominierten Führungswelten

2015 veröffentlichte die New York Times eine Analyse, laut der es weniger Frauen in Vor-ständen gibt als Männer, die John heißen. Der Artikel ist zwar schon ein paar Jahre alt, aber allzu viel hat sich daran nicht geändert. Dazu reicht der Blick auf die andere Seite des Atlantiks, wo die NZZ erst dieses Jahr – 2020 – über das Thomas-Prinzip geschrieben hat: Die 65 häufigsten Namen in Schweizer Verwaltungsräten sind alle männlich, der häufigste Name ist: Thomas. Frauen an der Spitze sind rar.

Das ist keine neue Erkenntnis. Nein, diese Erkenntnis wurde schon von allen Seiten beleuchtet. Wir wollen uns stattdessen darauf konzentrieren:

  • was der Weg nach oben für die wenigen Frauen, die ihn schaffen, mit sich bringt,
  • inwiefern er sich auf das Frauen- und Selbstbild auswirkt,
  • mit welchen tiefen persönlichen Konflikten Frauen zu kämpfen haben, die es trotz aller Widrigkeiten ins männerdominierte Führungsuniversum geschafft haben.

Denn darüber wird unserer Meinung nach viel zu wenig geschrieben, nicht zuletzt weil es  kaum (Langzeit-)Studien gibt. Die Ergebnisse der wenig vorhandenen verdienen unserer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit. Darum soll es in diesem Artikel gehen.

Die Krux mit der Frauen zu kämpfen haben: Stereotype Threat

Stereotype Threat bezeichnet die Erwartung, der zufolge eine Person auf Grundlage der Zugehörigkeit zu einer sozialen Identitätsgruppe und nicht nach der tatsächlichen Leistung und dem tatsächlichen Potenzial beurteilt oder wahrgenommen wird.

Wir Frauen kennen Stereotype: Frauen können nicht rechnen, haben kein räumliches Wahrnehmungsvermögen, Frauen können nicht einparken, Frauen haben kein technisches Verständnis.

Die Liste ließe sich endlos lange fortsetzen. Fakt ist: Frauen werden zu oft auf Basis der Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht und nicht anhand ihrer tatsächlichen Leistung und ihres Potenzials beurteilt. Wenn Frauen eine gute Leistung bringen, hört man immer wieder ein „Nicht schlecht. Für eine Frau.“.

Stereotype Threat wirkt sich nicht immer (siehe unten), aber häufig negativ auf die Leistung von Frauen aus: Wenn eine Frau oder ein Mädchen vor eine Herausforderung gestellt wird, für die ein negatives Frauenstereotyp zutrifft (Beispiel Mathematik-Examen), wird diese Frau bzw. das Mädchen nachweisbar körperlich aufgeregt sein, was dazu führt, dass weniger kognitive Ressourcen für die Ausführung der Aufgabe zur Verfügung stehen. Trotz dieser unfairen Ausgangssituation schaffen es dennoch einige Frauen bis ganz nach oben.

Wissen ist Macht und Verantwortung

Als Frauen ist es unglaublich wichtig, die 3 Phasen zu verstehen, die wir in unserer beruflichen Laufbahn aufgrund von Stereotype Threat durchlaufen. Nur wenn wir uns bewusst sind, was Stereotype Threat ist und wie er uns täglich in unserem Arbeitsleben beeinflusst, haben wir die Macht, uns vor belastender Verinnerlichung zu schützen. Mit diesem Wissen haben wir aber auch die klare und wichtige Verantwortung, uns mit dem Thema Vielfalt und Inklusion auseinanderzusetzen. Vor allem müssen wir junge Frauen über die Dynamik aufklären, die ihren Karriereweg bestimmt, und wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Wir empfehlen Frauen, die glauben, dass sie ein völlig gleichberechtigtes Leben führen, dringend, den Implicit Bias Test der Harvard University zu machen, um ihre eigenen unbewussten Vorurteile zu testen. (Sie dürfen sich dabei gerne ein Glas Wein einschenken). Wir glauben, dass das so erlangte Wissen die Kraft hat, einen Diskurs über die unsichtbare Mauer zwischen Feministinnen und Nicht-Feministinnen zu initiieren und zu fördern. Nur so sind Veränderungen langfristig und mit Breitenwirkung möglich.

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