Coded Bias: Eine Film-Empfehlung

Haben Sie die neue Netflix-Dokumentation Coded Bias schon gesehen? Wenn nicht, sollten Sie das unbedingt nachholen.
In diesem Dokumentarfilm folgt die Filmemacherin Shalini Kantayya der Informatikerin Joy Buolamwini vom M.I.T Media Lab und Datenwissenschaftler:innen, Mathematiker:innen und Watchdog-Gruppen auf der ganzen Welt, um die Diskriminierung durch Gesichtserkennungsalgorithmen aufzudecken, die heute in allen Bereichen des täglichen Lebens vorherrschen.

Die moderne Gesellschaft befindet sich am Schnittpunkt zweier entscheidender Fragen: Was bedeutet es, wenn künstliche Intelligenz zunehmend unsere Freiheitsrechte bestimmt? Und was sind die Konsequenzen für die Menschen, gegen die AI voreingenommen ist? Die MIT Media Lab-Forscherin Joy Buolamwini hat im Rahmen ihres Studiums erkennen müssen, dass viele Gesichtserkennungstechnologien dunkelhäutige Gesichter nicht richtig wahrnehmen oder die Gesichter von Frauen nicht richtig klassifizieren. In der Folge untersucht sie die weit verbreitete Voreingenommenheit in Algorithmen. Wie sich herausstellt, ist künstliche Intelligenz alles andere als neutral. Frauen sind im Kampf gegen diese Voreingenommenheit führend, und versuchen sicherzustellen, dass unsere Bürgerrechte geschützt werden.

Die Harvard Business Review schreibt: “Eine der größten Quellen unserer Angst vor AI ist nicht, dass sie sich gegen uns wenden wird, sondern dass wir einfach nicht verstehen können, wie sie funktioniert. Die Lösung für Systeme, die Frauen bei Kreditanträgen diskriminieren oder rassistische Empfehlungen bei der Verurteilung von Straftätern aussprechen oder die Anzahl schwarzer Patienten, die als besonders pflegebedürftig identifiziert werden, scheint „erklärbare AI“ zu sein. Aber ist es nicht genausso wichtig zu verstehen, „warum“ ein Algorithmus eine Entscheidung getroffen hat, wie die Frage „wofür“ er überhaupt optimiert wurde?”

In vielen großen Unternehmen werden grundlegend wichtige Entscheidungen wie z. B. Personalentscheidungen von künstlicher Intelligenz getroffen. Wer wird zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, wer wird gekündigt? Coded Bias zeigt, dass sich das Wissen der künstlichen Intelligenz aus den Erfahrungen der Vergangenheit speist und so eine positive Weiterentwicklung hin zu einer vorurteilsfreien Zukunft verhindert wird.

„Wenn man an AI denkt, glaubt man, sie agiert zukunftsorientiert. Aber AI basiert auf Daten, und Daten sind ein Spiegelbild unserer Geschichte.“

Joy Buolamwini

Der breite Einsatz von AI wird eine immense Herausforderung für Führungskräfte sein. Sie werden offenlegen müssen, welche menschlichen Entscheidungen hinter dem Design ihrer AI-Systeme stehen, welche ethischen und sozialen Belange sie berücksichtigt haben, woher und mit welchen Methoden sie ihre Trainingsdaten beschafft haben und wie gut sie die Ergebnisse dieser Systeme auf Spuren von Voreingenommenheit oder Diskriminierung überwacht haben. Unternehmen brauchen Modelle, denen sie vertrauen können. Das Erreichen von Transparenz bei AI-Systemen ist von entscheidender Bedeutung. Aber das Blackbox-Problem der Künstlichen Intelligenz basiert auf der Unfähigkeit, vollständig zu verstehen, warum die Algorithmen hinter der AI so funktionieren, wie sie es tun.

Sabine Gromer bei der Panel Discussion der University of Colorado

Consulting im virtuellen Raum

Am 5.April 2021 sprach Sabine Gromer nebst anderen Sprecher:innen bei einer Panel Discussion der University of Colorado. Was sind die Vorteile eines Consultings im virtuellen Raum?

Drei Themenbereiche wurden dabei behandelt


1. Was sind die Vorteile eines Consultings im virtuellen Raum?

  • Es hat etwas Befreiendes im virtuellen Raum zu arbeiten
  • Der Monitor erlaubt uns eine Form von Interaktion, die uns in persona nicht möglich wäre
  • Vorteile
    • Man bemerkt Dinge am Bildschirm, die man in persona nicht wahrnehmen würde
    • Das Arbeiten im virtuellen Raum kann effizienter ein
    • Klient:.Innen können verletzlicher sein, wenn ich 1:1 in eine Kamera in ihrem Haus schaue, ohne dass jemand dabei ist
    • Nachdem die Pandemie vorbei ist, bin ich mir nicht sicher, ob ich viel daran ändern werde – Laserfähigkeiten rund ums Coaching
    • Die virtuelle Umgebung kann eine Lupe sein – zum Guten oder zum Schlechten (Hintergrund)

2. Was sind die Herausforderungen des Consultings im virtuellen Raum?

  • Wie mussten wir uns verändern, damit es funktioniert. (Beispiel eines Manager-Workshops, der live vs. virtuell durchgeführt wurde – hat die Art und Weise verändert, wie ich es sah)
  • Zusammenarbeit in einer Gruppe ist schwerer
  • Menschen sind sich ihrer Rolle in einer virtuellen Umgebung weniger bewusst
  • Menschen können sich selbst mehr skripten
  • Ich ziehe Energie aus dem Raum in dem ich bin und kann das vielleicht nicht in einer virtuellen Umgebung tun

3. Welche Veränderungen habe ich im im virtuellen Raum wahrgenommen?

  • Ich muss mich anders auf ein virtuelles Meeting einstellen und vorbereiten
  • Ich finde, dass ich viel Zeit damit verbringen muss, die Details der Aktivitäten für meine Gruppe zu durchdenken
  • Ich kann weniger spontan sein, als in einem realen Raum

Sabine Gromer sprach über die 5 Prinzipien nach Edgar H. Schein

1.           Versuchen Sie immer, hilfreich zu sein. Und tun Sie dies in innerer Freiheit!

2.          Bleiben Sie immer in Kontakt mit der aktuellen Realität. Benennen Sie, was ist!

3.           Greifen Sie auf Ihre Ignoranz zurück. Und finden Sie die Kraft darin – als die richtigen Fragen zur richtigen Zeit.

4.           Alles was Sie tun, ist eine Intervention.

5.           Es ist der/die Klient:in, der/die das Problem und die Lösung dafür besitzt. Energie-Check.

Sabine Gromer beim Bayer-Weltfrauentag-Event

Jeder Tag ist Weltfrauentag, solange die strukturellen Ungleichheiten bestehen. Diese Ungleichheiten gilt es, gemeinsam – Frauen und Männern, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – zu lösen. Bayer hat zusammen mit seinem Geschäftsführer Lieven Hentschel und den drei Guest Speakerinnen Britta Bürger, Sabine Gromer und Heidrun Kopp das Thema Chancengleichheit beim Weltfrauentag beleuchtet.

Bayer hat sich zu Inclusion & Diversity klare Ziele gesetzt und strebt bis 2025 an, das Geschlechterverhältnis im Durchschnitt aller kombinierten Führungsebenen im Konzern einschließlich des unteren und mittleren Managements auf 50/50 anzuheben. Bei Bayer Österreich zeigt sich bei einem Frauenanteil von insgesamt 69 Prozent, ein bereits ausgewogenes Verhältnis im Führungskreis.

In drei parallelen virtuellen Räume gaben die Speakerinnen Impulse und luden zum Austausch. Heidrun Kopp, Gründerin des Instituts für nachhaltiges Finanzwesen, widmete sich dem Thema Frauen & Finanzen, Sabine Gromer, Gründerin der Unternehmensberatung MagnoliaTree und des Würde-Institutes Ignite Dignity, sprach über Stereotype, Rollenbilder & Glaubenssätze und Britta Bürger, Medical Advisor und Medical Information Officer bei Bayer Austria und früher Frauenärztin, ging auf Frauenzyklen am Arbeitsplatz ein.

Wir brauchen Schubladendenken

Denn es spart uns unglaublich viel Energie. 80 Prozent unseres Tages, belegen Studien, sind wir mit Autopiloten unterwegs. Wir müssen uns jedoch bewusst machen, dass unser Verhalten immer eine Kombination unserer Persönlichkeit UND des Umfelds ist, in dem wir leben. Je mehr Vorurteile im Umfeld vorhanden sind, desto mehr ist unser Verhalten davon beeinflusst. Und das trübt nicht nur den Blick auf andere, auch die eigene Leistung kann darunter leiden. Dieser „Stereotype Threat“, die empfundene Bedrohung durch Stereotype setzt sich zusammen aus unbewussten und aus systemischen Verzerrungen. Und das kann verheerende Folgen haben. Sabine Gromer erklärt den Stereotype Threat am Beispiel Frauen in der Arbeitswelt: Junge Frauen versuchen sich in Phase 1 „Abwehr“ in der Arbeitswelt zu assimilieren, in dem sie männliches Verhalten imitieren. In Phase 2 der „Entmutigung“ wird Frauen bewusst, dass sie immer wieder Vorurteilen ausgesetzt sind. Sie machen ihren Selbstwert in Folge häufig unabhängig vom beruflichen Erfolg, orientieren sich in Form von Familie oder Hobbys außerhalb des Unternehmens, internalisieren aber auch ihren Frust und Ärger. In Phase 3 der „Resilienz“ ist es Frauen besonders wichtig, ihre Weiblichkeit in den Fokus zu stellen. Häufig stellt sich hier ein Bruch mit dem Unternehmen ein, Frauen gründen etwa ihr eigenes Unternehmen. Was lässt sich tun, um Stereotype Threat entgegenzuwirken? Punkt 1: Die eigenen Überzeugungen überprüfen und möglichen unbewussten und/oder systemischen Verzerrungen auf die Spur kommen. Hier geht’s zu den Selbsttests von Harvard und Bayer. Auch hilfreich und unterhaltsam: Das Pixar Purl Video auf You Tube. Punkt 2: Ein Umfeld schaffen, in dem weibliche Führungsqualitäten akzeptiert werden. Wie das gelingt? Jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Dynamik von stereotypen Bedrohungen erklären und explizit feststellen, dass Aufgaben von allen gleich gut erledigt werden können.

„The Happiness Advantage“ mit Sabine Gromer

Veranstaltung von PwC Österreich zum Weltfrauentag

Am 8.3. war Weltfrauentag. Das hat das Women Network von PwC Österreich zum Anlass genommen ein virtuelles Event zum Thema „The Happiness Advantage“ zu organisieren. Je glücklicher wir sind, desto besser ist jeder Aspekt unseres Lebens und das Besondere ist; Glücklich-sein können wir selbst beeinflussen.


Sabine Gromer von MagnoliaTree hat ihren Beitrag dazu geleistet und über den Happiness Vorsprung gesprochen.

Es war ihr eine unglaubliche Freude, gemeinsam mit drei so inspirierenden und kompetenten Change Leadern dieses Event zu kreiieren und gestalten. Der rege und interaktive Austausch mit so vielen TeilnehmerInnen trotz der virtuellen Gegebenheiten hat uns ein Gefühl von Gemeinschaft gegeben. Und Gemeinschaft und die Stärke unserer sozialen Bindungen ist die Basis eines zufriedenen Lebens. Was wirklich jede:r machen kann, um sich in einen positiveren Zustand zu bringen:

Für die nächsten 21 Tage: 

Podcast: Raus aus der Couch mit Sabine Gromer

Qualitätssteigerung des Seins durch Würde in der Veränderung

Sabine Gromer im PODCAST „Raus aus der Couch“ der Medienfrau Doris Schulz

In zwanzig-minütigen Gesprächen mit Frauen, die ihren Weg in einer neuen Zeit gehen, redet Doris Schulz mit ihnen über persönliche Entwicklung, berufliche Kompetenz, Achtsamkeit, ihren Mindset, neue Chancen und ihre Ideen für die Zukunft. Jede Episode eine andere Interviewpartnerin und Profitipps – jeden zweiten Freitag neu! Hier geht’s zu ihrem Podcast

In der 20. Folge der Podcast-Serie hat Doris Schulz mit der Gründerin von MagnoliaTree, Sabine Gromer, über Qualitätssteigerung des Seins durch Würde in der Veränderung gesprochen.

„Im Gespräch mit Veränderungsarchitektin Sabine Gromer“ aus Qualitätssteigerung des Seins durch Würde in der Veränderung von Medienfrau Doris Schulz. Veröffentlicht: 2020. 20 verfolgen. Genre: Business.

Podcast: Furry Tales & Empowerment

Furry tales & Empowerment: Was Pelzmäntel mit dem Weltfrauentag zu tun haben

Sabine Gromer von MagnoliaTree hat zum Weltfrauentag mit der inspirierenden Doris Schulz gesprochen. Neben ihrer beeindruckenden Vita als Moderatorin, Politikerin und Medienfrau hat sich die Gründerin der Edelwerkstatt in Linz, Österreich, dem Re-Design und Upcycling alter Pelzmäntel verschrieben. Sie erzählt furry tales und davon, welchen Stellenwert der Erwerb und der Besitz eines Pelzmantels für Frauen in der Nachkriegszeit hatte.

Pelzmäntel heute und damals

Während der Erwerb und das Tragen von Pelzmänteln heute aus Tierschutzgründen zu Recht als nicht mehr zeitgemäß und für viele als verrucht gilt, waren Pelzmäntel in der Nachkriegszeit für bürgerliche Frauen ein getragenes Symbol der Emanzipation und der Statuserhebung.

Sie haben es geschafft, oft aus eigener Kraft, weil sie berufstätig waren und selbstbewusst im Leben gestanden sind. Sie haben ein starkes Frauenbild stolz nach aussen getragen. Jeder Mantel erzählt eine eigene Geschichte. Es sind die Geschichten unserer Mütter und Großmütter, die in diesen vererbten Mänteln weiterleben und deshalb bis heute einen hohen (emotionalen) Wert haben. Durch Upcycling haucht die Edelwerkstatt diesen Mänteln behutsam ein neues Leben ein und schenkt ihnen so einen ehrenvollen Platz in der Gegenwart.

Foto: Marlene Dietrich im Pelzmantel.

Podcast: Furry Tales & Empowerment
Sabine Gromer im Gespräch mit Doris Schulz

Podcast: Furry Tales & Empowerment. Sabine Gromer im Gespräch mit Doris Schulz

Über Doris Schulz

Die Medienfrau, Mitglied des Bundesrates a. D., Polit-Coach, Moderatorin, Buchautorin und Journalistin ist auch Initiatorin und Betreiberin der Edelwerkstatt. Heute ist die leidenschaftliche Frauenverfechterin Impulsgeberin und Medienfrau im Bereich PR-Beratung, Trainings- und Medienbegleitung.

www.medienfrau.at

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Nature vs Nurture

In diesem Video behandelt Sabine Gromer die Frage ob gute Führung angeboren oder angelernt ist. Natur oder Erziehung?

Dieser Beitrag ist ausschließlich in englischer Sprache verfügbar.

Quiet Leadership

In ihrem ersten Vlog-Beitrag spricht Sabine Gromer über Quiet Leadership. Sie räumt mit dem Mythos auf, dass ein guter Leader ein lauter immer präsenter Leader sein muss.

Dieser Beitrag ist nur in englischer Sprache verfügbar.

Das Hochstapler Syndrom

Wenn wir Erfolg nicht wahrhaben wollen

Gekürzte Version

Eine Einführung

Bevor direkt in die Thematik einsteigen, wollen wir mit einer Anekdote des Autoren Neil Gaiman beginnen, die seine persönliche Erfahrung mit dem Hochstapler Syndrom thematisiert. In seinem Blog schreibt er:

„Vor ein paar Jahren hatte ich das Glück zu einer Versammlung großartiger Menschen eingeladen zu sein: Künstler:innen und Wissenschaftler:innen, Schriftsteller:innen und Entdecker:innen sind dort zusammen gekommen. Ich fühlte mich nicht zugehörig und sorgte mich, sie würden jeden Moment erkennen, dass ich eigentlich nicht dazu gehörte.

Am zweiten oder dritten Abend dort begann ich – während einer musikalischen Einlage – mit einem netten älteren Herrn über dieses und jenes zu plaudern. Wir hatten beide denselben Vornamen. Irgendwann blickte er über die versammelte Menge und sagte:Ich sehe alle diese besonderen Menschen und frage mich die ganze Zeit, was ich eigentlich hier mache. Sie alle haben unglaubliche Dinge getan. Ich bin nur hier, weil ich hierhergeschickt wurde.‘  

Ich entgegnete: ‘Ja, aber Sie waren doch der erste Mann am Mond. Aus meiner Sicht ist das doch etwas Unglaubliches.’

Ab diesem Moment fühlte ich mich besser. Wenn sich Neil Armstrong wie ein Hochstapler fühlte, ging es vielleicht allen hier so. Vielleicht waren hier gar keine Erwachsenen, nur Menschen, die hart gearbeitet und Glück hatten und leicht überfordert waren. Wir alle machten unsere Jobs so gut wir konnten. “

An diesem Punkt sollten wir eine klare und wichtige Unterscheidung zwischen dem Hochstapler Syndrom und Hochstapler-Gefühlen machen. Zu oft wird in Artikeln und Diskursen vom Hochstapler Syndrom gesprochen, auch wenn es thematisch um Gefühle des Hochstaplertums (kurz FOI von „Feelings of Imposterism“) geht. Lassen Sie uns daher hier präzise sein:

Das Hochstapler Syndrom ist eine ernsthafte, psychische Kondition, die von erfahrenen Psycholog:innen behandelt werden sollte. Menschen mit dem Hochstapler Syndrom leiden unter dem chronischen Gefühl intellektuelle Betrüger zu sein, das jedes Erfolgserlebnis oder jede Bestätigung von aussen überschreibt (Gill Corkindale, 2008). Betroffene sind häufig Angehörige der akademischen und wirtschaftlichen Elite. Man geht davon aus, dass zwischen 25-30% hochbegabter Menschen vom Hochstapler Syndrom betroffen sind. Wenn Sie nach der Lektüre dieses Artikels glauben, dass auch Sie darunter leiden, raten wir Ihnen zu professioneller Hilfe.

Hochstapler-Gefühle (FOI) sind eine abgeschwächte Form des Hochstapler Syndroms, die allerdings auch wesentlich weiter verbreitet sind. Eine Studie aus dem Jahr 2011 hat festgestellt, dass nahezu 70% aller Erwachsenen zumindest an einem Punkt in ihrem Leben davon betroffen sind (Sakulku & Alexander, 2011). Somit ist es wenig überraschend, dass viele unserer Klient:innen, die alle Entscheidungsträger:innen und aus dem Senior Executive Level sind, ein Problem damit haben ihren Erfolg zu verinnerlichen. Weitaus überraschender dahingegen ist die Tatsache, dass kaum jemand von ihnen je etwas von FOI, seinen Auswirkungen und Wegen, wie man damit umgehen sollte, gehört hat. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf FOI und darauf, wie es uns besonders dann betrifft, wenn wir uns mit neuen Rollen und Aufgaben konfrontiert sehen und wir uns in Krisen befinden.

Was ist das Hochstapler Syndrom genau?

Obwohl sich viele der ersten Studien über das Hochstapler Syndroms vorrangig auf Frauen konzentrierten, wissen wir aus neueren Studien, dass diese Kondition Männer wie Frauen gleichermaßen betrifft. Es besteht ein enger Konnex mit Perfektionismus. Wie bereits erwähnt leiden rund 25-30% aller hochbegabten Menschen am Hochstapler Syndrom, während rund 70% aller Menschen von Gefühlen des Hochstaplertums zumindest an einem Punkt in ihrem Leben betroffen sind (Sakulku & Alexander, 2011). Somit ist FOI alles andere etwas Seltenes. Wer davon betroffen ist, muss sich nicht alleine und isoliert fühlen.

FOI betrifft besonders Menschen, die sich mit neuen Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert sehen. Gerade jetzt in Zeiten der globalen Pandemie sehen sich viele Menschen davon betroffen in völlig neuen und herausfordernden Strukturen arbeiten zu müssen. Kets de Vries (2005) meint, “Bis zu einem gewissen Grad sind wir alle Hochstapler. Wir spielen Rollen auf der großen Bühne des Lebens. Das öffentlich präsentierte Ich unterscheidet vom privaten Ich, das nur unsere engsten Mitmenschen kennen. Wir passen die Bilder unseres Ichs an die Umstände an. Das Spielen mit Fassaden ist ein Teil des Pakets unseres menschlichen Daseins.” Das Hochstapeln ist so gesehen ein natürlicher Teil unseres Lebens und sollte auch so gesehen werden. Gefühle der Unzulänglichkeit, die wir besonders dann verspüren, wenn wir neue Rollen übernehmen oder uns neuen Herausforderungen stellen, können überwältigend sein, sind aber zumeist vorübergehend. Zum Glück gibt es mehrere von Psycholog:innen und anderen Professionist:innen entwickelte und effiziente Methoden, die uns dabei helfen derartigen Gefühlen erfolgreich entgegenzusteuern.

Die unbeabsichtigten Folgen des Hochstapler Syndroms und von Hochstapler-Gefühlen

Die psychischen Folgen des Hochstapler Syndroms sollten nicht unterschätzt werden. Sie sind schwerer als man auf den ersten schnellen Blick meinen möchte. Obwohl es bislang noch keine vom Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM), das dominierende psychiatrische Klassifikationssystem in den USA, offiziell anerkannte psychische Erkrankung ist, steht es in enger Verbindung mit Angstzuständen, Depressionen und Perfektionismus.

Sowohl das Hochstapler Syndrom als auch Hochstapler-Gefühle haben signifikante Auswirkungen auf die Motivation und Performance am Arbeitsplatz. Menschen, die unter FOI leiden, verinnerlichen eher ein Scheitern als positives Feedback. Sie neigen dazu Erfolge unterzubewerten, während sie Misserfolge überbewerten. Somit führt FOI häufig zu einem Teufelskreis, in dem die/der Betroffene nach übermenschlichem Perfektionismus strebt und dadurch Deadlines überzieht. Derartige Verzögerungen wiederum lösen Bedenken über die Führungsqualitäten der/des Betroffenen aus, was dazu führt, dass sich die/der Hochstapler:in in noch größeren Selbstzweifeln wiederfindet und das Bedürfnis nach Perfektionismus noch weiter nach oben schraubt. Ein teuflischer Mechanismus, der unterbrochen werden muss, um Kollateralschäden zu unterbinden.

Wie man mit Hochstapler-Gefühlen umgehen kann

Hier eine Auflistung von Wegen mit Hochstapler-Gefühlen umzugehen:

  • Der erste und mit Sicherheit wichtigste Schritt ist die Erkenntnis, dass man von Hochstapler-Gefühlen betroffen ist. Sobald Sie das erkannt haben, können Sie weitere Schritte setzen.
  • Holen Sie sich Hilfe. Es ist vollkommen okay Hilfe in Anspruch zu nehmen. Man muss nicht alles allein händeln. Ein Coach oder ein:e Mentor:in können großartige Wegbereiter:innen sein, die Ihnen dabei helfen durch derartige Gefühlswelten zu navigieren. Ein einfacher, aber effizienter Schritt mit Hochstapler-Gefühlen umzugehen, ist es zu reden. Sprechen Sie mit Ihrem Coach, Ihrer/m Mentor:in, mit Freund:innen, Ihrer Familie und erklären Sie ihnen Ihre Situation. Schon allein es loszuwerden kann viel Druck, der auf Ihnen lastet, und Angstzustände lösen.
  • Der nächste Schritt ist die Zu- und Einordnung der Hochstapler-Gefühle. Am besten gemeinsam mit einer/m Berater:in, der/dem Sie vertrauen können. Sehen Sie sich von einer neuen Herausforderung konfrontiert, haben Sie eine neue Arbeitsstelle oder gibt es andere Veränderungen in Ihrem Leben, die diese Gefühle ausgelöst haben? Was ist die Ursache? Sich nutzlos zu fühlen ist nicht das Gleiche, wie nutzlos zu sein. Vergessen Sie das nicht!
  • Wenn der Grund für Ihre Gefühle ein Scheitern ist, setzen Sie sich mit dieser Erfahrung intensiv auseinander. Beginnen Sie die Erfahrung als einen Lernprozess zu sehen. Seien Sie großzügig zu sich selbst. Fehler sind menschlich, gerade in einer neuen und herausfordernden Umgebung. Nutzen Sie Ihre Misserfolge als Chance daran zu wachsen.
  • Last, but not least: holen Sie sich laufend Feedback und Unterstützung. Versuchen Sie nicht alles allein zu erledigen, besonders wenn Sie in einer neuen Position sind. Das führt nur dazu, dass Sie überfordert und mit Aufgaben überfordert sind, was wiederum Öl ins Feuer gießt und das Gefühl ein:e Hochstapler:in zu sein intensiviert.

Für Menschen in Führungspositionen haben wir einige weitere Tipps zur Implementierung von Programmen, um mit FOI umzugehen:

  • Ziehen Sie es in Betracht Programme in Ihr Unternehmen zu integrieren, die FOI adressieren. Sowohl California Technology als auch das MIT haben Programme ins Leben gerufen, um Mythen der Zugehörigkeit zu entlarven und Student:innen dabei zu helfen, Tendenzen des Hochstapler Syndroms zu erkennen. Viele Universitäten offerieren Beratungs-Workshops, die Student:innen dabei helfen ihre Stärken zu erkennen, mit Misserfolgen umzugehen und Perfektionismus und seine Auswirkungen zu verstehen (Cokely, 2013). Ähnliche Programme könnten auch in Ihrem Unternehmen umgesetzt werden.
  • Huffstutler und Varnell (2004) ermutigen dazu Peer Group-Programme, Mentoring-Möglichkeiten und eine Identifikation von unternehmerischen Erwartungen zu entwickeln.
  • Sie empfehlen auch ein System von Mentor:innen, die neuen und bestehenden Mitarbeiter:innen dabei helfen mit neuen Herausforderungen umzugehen.
  • Eine andere Empfehlung ist die Implementierung eines vielfältig strukturierten Feedback-Systems (Cogner & Fulmer, 2004).

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Rituale zum Jahresende

Abschied & Neuanfang
3 Rituale zum Jahresabschluss und zur Neuausrichtung im bevorstehenden Jahr

“It was the best of times, it was the worst of times, it was the age of wisdom, it was the age of foolishness, it was the epoch of belief, it was the epoch of incredulity, it was the season of light, it was the season of darkness, it was the spring of hope, it was the winter of despair.”

― Charles Dickens, A Tale of Two Cities

Die Raunächte sind eine besondere Zeit, um sich wieder aufzuladen, zu verbinden, zu reflektieren und sich neu zu fokussieren. Die Zeit bietet sich an, uns würdig vom letzten Jahr zu verabschieden und das neue willkommen zu heissen.

Ein neues Jahr steht bevor. Wir von MagnoliaTree halten Rituale für den Abschluss eines Jahres und den Beginn eines neuen für sehr wichtig, und möchten Ihnen gerne ein paar Wege vorschlagen, um das letzte Jahre zu verabschieden und sich für das neue zu fokussieren.

Nutzen Sie die stille Zeit, um zu reflektieren, was war, was ist und was wird. Die vorgestellten Rituale sind unsere Einladung an Sie zum Abschluss und für eine gezielte Neuausrichtung.

„Leadership is the capacity to translate vision into reality.“

― Warren Bennis

Ritual 1: VisionBoard
Was ist Ihre Vision für das neue Jahr? Und was wird Ihre Vision wahr werden lassen?

Ein Visionboard ist eine Collage aus Photos und Bildern zur Bestätigung der eigenen Träume und Wünsche, die als Quelle der Inspiration und Motivation dienen sollen. Es ist aber vor allem ein unglaublich starkes Instrument, um erfolgreich zu sein und seine Ziele zu erreichen. Sabine Gromer, Gründerin von MagnoliaTree, fertigt seit nunmehr zehn Jahren jährliche Visionboards an und sagt: „Ich bin erstaunt, wie kraftvoll es bei der Manifestation von Zielen ist. Fast alles, was ich auf der Collage festgehalten habe, ist wahr geworden, wenn auch manchmal auf unerwartete Weise.

Schritt 1: Ausrichtung – eine Vorübung

Resolutionen fürs Neue Jahr

  • Welche 10 Vorhaben sind Ihnen momentan fürs neue Jahr wichtig?
  • Streichen Sie 5 davon durch.
  • Reduzieren Sie nun auf 3.
  • Fragen Sie sich, warum Ihnen gerade diese 3 wichtig sind.
  • Finden Sie nun, die für Sie wichtigste Resolution.

Schritt 2: Ausrichtung – eine Vorübung

Teilen Sie das Visionboard, wenn Sie wollen, in neun Bereiche ein. Und definieren Sie die wichtigsten 3 Ziele für jeden Bereich.

Schritt 3: Das Visionboard

Finden Sie Bilder, die Sie inspirieren und beginnen Sie zu legen und zu kleben. Hängen Sie das fertige Visionboard an einem Platz auf, an dem Sie es gut sehen können und lassen Sie es dort bis zum Ende des Jahres hängen. Am Jahresende ist die Zeit zur Reflektion. Was hat sich geändert, welche Wünsche und Qualitäten haben Sie erfüllen und leben können? Bedanken Sie sich.

Ritual 2: Der Mentale Film
So Führen Sie Regie in Ihrem eigenen Leben

Drehen Sie einen mentalen Film. Warum? Wie Dr. Srini Pillay uns erklärt, gibt es unumstößliche Beweise dafür, dass die Vorstellung einer Bewegung die Bewegungsbereiche im Gehirn stimuliert. Diese Technik wird erfolgreich bei Schlaganfallpatient:innen und Spitzensportler:innen eingesetzt.

Die Vorstellungskraft „wärmt“ das Aktionsgehirn auf und gibt Ihrem Gehirn „Starthilfe“.  Diese Technik kann besonders hilfreich sein, wenn Sie immer wieder prokrastinieren oder feststecken und nicht vorankommen.

Ein mentaler Film ist ein wertvoller Aufmerksamkeitsleitfaden, ein unglaublicher Motivator und eine nützliche Landkarte für das Gehirn. Er hilft Ihnen, Ihren Weg zu finden, Ihre Ziele zu erreichen oder zu übertreffen.

Ritual 3: Die Geschriebene Reflexion
Was ist mir wirklich wichtig, was will ich ändern?

Die Feiertage vor dem Jahresende sind ideal, um ein paar einfache, aber wirkungsvolle Überlegungen anzustellen und sich neu zu orientieren. Nehmen Sie sich also etwas Zeit, schnappen Sie sich ein Notizbuch und arbeiten Sie sich durch die folgenden vier Fragenkomplexe: Werte, Errungenschaften, Lernen und Beziehungen.

Werte

Die Dinge, die wir schätzen und die Dinge, die wir tatsächlich leben, sind oft zwei Paar Schuhe. Machen Sie sich bewusst, was Ihnen wichtig ist und schauen Sie sich an, wie Sie Ihre Zeit im Moment tatsächlich verbringen. 

Fragen zum ausgehenden Jahr

Welche Werte haben Sie gelebt?
Mussten Sie sich verbiegen?
Was werden Sie niemals ändern?

Fragen zum kommenden Jahr

Was sind Ihre Kernwerte?
Sind dies wirklich Ihre Kernwerte?
Wie können Sie sie mehr leben?
Wieviel sind Sie bereit dafür aufzugeben?

Ziele

Ihre Errungenschaften sind der greifbarste Beweis für Ihren Fortschritt. Das gilt insbesondere im beruflichen Kontext. Um Ihre Ausrichtung für 2021 zu klären, nutzen Sie „Ausrichtung – eine Übung“ am Beginn des Artikels.

Fragen zum ausgehenden Jahr

Was haben Sie in diesem Jahr erreicht?
Sind Sie mit sich zufrieden? Warum?

Fragen zum kommenden Jahr

Siehe Fokus-Aktivität

Lernen

Wachstum ist die Essenz unseres Lebens. Tatsächlich gibt uns Wachstum Lebenssinn. Wir entwickeln uns stetig weiter, ob unbewusst oder bewusst. Warum dann nicht eine gezielte Ausrichtung für unser Lernen?

Fragen zum ausgehenden Jahr

Was haben Sie in diesem Jahr über sich selbst gelernt?
Wie zufrieden sind Sie damit?
Wie konnten Sie das Erlernte nutzen?

Fragen zum kommenden Jahr

Was müssen Sie in diesem Jahr lernen, um Ihre Ziele zu erreichen?
Wer oder was kann Sie dabei unterstützen?
Machen Sie einen Lernplan.

Beziehungen

Wie uns die positive Psychologie lehrt, sind soziale Kontakte das Elexir von Lebensglück. Treffen Sie bewusste Entscheidungen, mit wem Sie 2021 verbringen wollen.

Fragen zum ausgehenden Jahr

Wer hat in diesem jahr den größten Teil Ihrer Zeit in Anspruch genommen?
Warum?
Wie fühlen Sie sich dabei, wenn Sie sehen, wen Sie priorisiert haben?

Fragen zum kommenden Jahr

Wer sind die Essenz aus den fünf Personen, mit denen Sie am meisten Zeit verbringen?
Wen wollen Sie im neuen Jahr priorisieren?
Und welche Beziehungen wollen Sie ruhen lassen?